Zu Entstehung und Sinn…

Diese Broschüre ist das vorläufige Ergebnis einer Diskussion der Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation zum Themenkomplex des 8. Mai 1945/1995. Die inhaltliche Diskussion ist weder abgeschlossen, noch geben die jeweiligen Artikel in jedem Punkt die Meinung der einzelnen Mitgliedsgruppen wieder. Widersprüche und das Aushalten von Widersprüchen gehören unserer Meinung nach zu einem kontinuierlichen Organisierungsprozeß. Wir werden als Organisation längerfristig zu einer einheitlichen Programmatik kommen müssen. Wir halten es jedoch für falsch, erst dann an die Öffentlichkeit zu treten, wenn jede Position bis ins Detail vereinheitlicht entwickelt ist.

Ja, die deutsche Geschichte schmeichelt sich einer Bewegung, welche ihr kein Volk am historischen Himmel weder vorgemacht hat noch nachmachen wird. Wir haben nämlich die Restaurationen der modernen Völker geteilt, ohne ihre Revolutionen zu teilen. Wir wurden restauriert, erstens, weil andere Völker eine Revolution wagten, und zweitens, weil andere Völker eine Konterrevolution litten, das eine Mal, weil unsere Herren Furcht hatten, das andere Mal, weil unsere Herren keine Furcht hatten. Wir, unsere Hirten an der Spitze, befanden uns immer nur einmal in der Gesellschaft der Freiheit, am Tage ihrer Beerdigung.

Karl Marx, „Zur Kritik der Hegel‘schen Rechtsphilosophie“

Zum Sinn dieser Broschüre

Die Antifaschistische Aktion/BO ist eine Organisation, die aus einem gemeinsamen praktischen Ansatz innerhalb der Antifabewegung entstanden ist. Ihre Politik orientiert sich an dieser Praxis, deren wichtigster Bestandteil neben der regionalen Politik der Gruppen die an den örtlichen Gegebenheiten orientiert ist die gemeinsamen Kampagnen der Antifaschistischen Aktion/BO sind. Diese Broschüre ist das Resultat der Diskussionen um die inhaltliche Ausrichtung der Kampagne zum 8. Mai der Antifaschistischen Aktion/BO, sie soll den Diskussionsstand der Organisation zu dieser Frage widerspiegeln und die vielfältigen Veranstaltungen, Ausstellungen, Demonstrationen und Aktionen der einzelnen Mitgliedsgruppen untermauern. Dabei sind viele Diskussionen erst am Anfang, auch wenn die Auseinandersetzungen um die Grundlagen eines gemeinsamen Politikverständnisses im Zusammenhang der Antifaschistischen Aktion/BO seit nun mehr vier Jahren andauern. Der Versuch, zu vielen gesellschaftlichen Bereichen Stellung zu beziehen, ist ein langwieriger Prozeß. Theoretische Positionen werden dabei nach dem Selbstverständnis der Antifaschistischen Aktion/BO in der Regel im Zusammenhang mit gemeinsamen Aktionen entwickelt.

Grundlage für diese Zusammenarbeit ist das Bewußtsein um die politische Kraft, die sich aus einer bundesweiten Organisation wie die der Antifaschistischen Aktion/BO entwickeln kann. Kontinuität, Verbindlichkeit, Handlungsfähigkeit und Vermittelbarkeit stehen in diesem Prozeß im Vordergrund.

April 1995